Höher, schneller, weiter. Mehr zählt nicht, Fehler und Misserfolge werden nicht geduldet. Das scheint die gängige Formel für Erfolg im deutschsprachigen Raum zu sein. Diese Einstellung verzögert oder zerstört im schlimmsten Fall die Entscheidungsfreudigkeit. Auf Misserfolge folgen drastische Konsequenzen. Immer wiederkehrende Schlagzeilen zu dieser Thematik sorgen bei Entscheidern für Verunsicherung und wachsende Ängste. Es verwundert nicht, dass sich Deutschland in Sachen Fehlerkultur auf dem 60. Platz wiederfindet – im Vergleich mit 60 Ländern. Fehlerkultur im deutschsprachigen Raum? Fehlanzeige.
Wenn der Erfolg ausbleibt, muss schnell gehandelt werden. Der FC Bayern lieferte erst vor kurzem ein passendes Beispiel. Trainer Nico Kovac wurde für den Gewinn der Meisterschale 2018/2019 gefeiert. Das Ausbleiben von weiteren Siegen war das Ende seines Trainerposten bei den Bayern. Kovac ging, Hansi Flick kam. Wenn der FCB seinen Erfolgskurs aber nicht halten kann, wird es wieder Diskussionen um den Trainerposten geben. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Politik: In kurzen Abständen wurde zunächst Martin Schulz, dann Andrea Nahles zum SPD Vorsitzenden gewählt. Nun folgen auf Nahles Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken als Doppelspitze.
Felix Brunner, Experte für Krisenmanagement und 5 Sterne Redner, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Fehlerkultur, Scheitern und Niederlagen. Er sagt: „In Deutschland werden Fehler mit Schuld gleichgesetzt. Das bremst viele Chancen aus, eine ehrliche Reflexion findet selten statt und das verhindert den so wichtigen Lerneffekt. Denn nur durch diesen ist eine positive Entwicklung möglich. Es mangelt ganz klar an Empathie für Fehler. Das aber wäre wiederum wichtig für Achtsamkeit und Respekt!“ Durch einen simplen Austausch von Führungskräften kommt es meist nur zu einer kurzzeitigen Veränderung, eine langfristige Verbesserung wird dadurch meist nicht erreicht. In seinem spannenden Vortrag „Fehlerkultur: Scheitern ist ok“ greift Felix Brunner dieses Thema auf.
Der Experte für Krisenmanagement ist sich sicher, dass ein Führungswechsel die Symptome von Misserfolgen angeht, die Ursache aber unbehandelt bleibt. Um die Ursachen für Misserfolg festzustellen, benötigt es viel Zeit, die sich kaum genommen wird. „Je schneller sich das Personalkarussell dreht, desto mehr steigt auch bei den Verantwortlichen die Befürchtung, bei einem Fehler der nächste zu sein, der ersetzt wird. Vor diesem Hintergrund ist leicht zu verstehen, warum es an Mut für Entscheidungen mangelt“, kritisiert Felix Brunner. Auch in den Doppelspitzen sieht Brunner keine endgültige Lösung. Vielmehr ist die Doppelbesetzung ein Grund mehr für den Einzelnen, weniger Entscheidungen treffen zu müssen.
„Wenn man die Diskussionen um Beschlüsse mal genauer anschaut, wird man feststellen, dass in dem Zusammenhang auch immer gleich nach einem „Plan B“ gefragt wird. Nach meiner Erfahrung und Überzeugung ist das ein falscher Ansatz. So lässt man sich immer eine Tür offen. Nach meinem schweren Sportunfall stellte sich gar nicht die Frage, ob es einen „Plan B“ gibt. Hier ging es um Leben und Tod. Es gab nur die eine Option: Es wird schon funktionieren. Ein Scheitern hätte das definitive Ende bedeutet – ohne eine zweite Chance!“, erklärt Felix Brunner. Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter müssen auf Dauer mutiger werden und nach Fehlern neu durchstarten, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken. Dazu muss sich mit dem Scheitern auseinandergesetzt werden: Wieso bin ich gescheitert? Was kann ich besser machen? Was ist das Learning? So implementiert sich auch eine empathische Fehlerkultur.
„In diesem Punkt sind uns etliche Staaten einen Schritt voraus, denn dort geht man sehr viel offener mit diesem Thema um. In den USA beispielsweise werden Fehler als Chance verstanden. Es ist daher keine Seltenheit, dass erfolgreiche amerikanische Unternehmen nicht nur Fehler eingestehen, es wird auch sehr oft darüber berichtet, welche Lehren man aus seinen Misserfolgen ziehen konnte“, betont Brunner. Mit seinen Vorträgen möchte er zu einem offeneren Umgang mit Fehlern anregen. „Die Angst vor Schuldzuweisungen oder Sanktionen – ob nun direkt oder indirekt – sorgt dafür, dass Innovationen und neue Wege zögerlich vorangetrieben werden oder sich nicht frei entfalten können. Nur wenn Fehler offen kommuniziert werden, kann man etwas daraus lernen – dann hat man auch die Chance für Verbesserungen oder etwas Neues. Es ist also höchste Zeit für die Implementierung einer Fehlerkultur in Deutschland“, sagt 5 Sterne Redner Felix Brunner.
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