Heidenheim. Skrupellose Banden missbrauchen die Angst vor Corona. Sicherheitsexperte Bernd Elsenhans verrät die neusten Betrugsmaschen.
„In ganz Deutschland sind derzeit Betrüger unterwegs, die versuchen, die Corona-Krise für ihre Machenschaften zu nutzen“, warnt Bernd Elsenhans, Gründer und Geschäftsführer der Heidenheimer Sicherheitsfirma EOS: „Wir beobachten, dass bundesweit mehrere Betrüger-Banden mit verschiedenen neuen Maschen unterwegs sind“.
Vor allem sechs Betrugsmaschen tauchen dabei immer wieder auf, stellte Bernd Elsenhans gemeinsam mit seinem Team bei Fall-Analysen fest.
Die Corona-Betrugsmaschen im Überblick:
Masche 1: Die Corona-Tester
„Mit Schutzanzügen und Atemschutz-Masken bekleidet klingeln die Betrüger an der Haustüre und geben vor, behördlich verordnete Corona-Tests durchführen zu wollen“, beschreibt Bernd Elsenhans den Ablauf. Ziel der Betrüger sei es dann, sich Zugang zum Wohnbereich zu verschaffen oder Geld für den „Test“ zu kassieren. „Betrüger mit dieser Masche sind aktuell wohl vor allem im Großraum München unterwegs“, so seine Erfahrung.
Masche 2: Die Corona-Dienstleister
Ausgestattet mit Atemschutzmasken klingeln die Betrüger bei älteren Bewohnern an der Haustüre und geben sich als Mitarbeiter des Katastrophen-Schutzes oder einer Hilfsorganisation aus. „Es werden kostenlose Dienstleistungen angeboten, beispielsweise Einkaufsdienste, damit die Corona-Risikopersonen das Haus nicht verlassen müssen“, ärgert sich Bernd Elsenhans. „Ziel ist aber auch hier, entweder an Bargeld zu kommen oder ins Haus zu gelangen“.
Masche 3: Die Corona-Kontrolleure
Wird die Ausgangssperre eingehalten? „Das wollen angebliche Kontrolleure per Wohnungsbesichtigung überprüfen“, berichtet Elsenhans.
Masche 4: Der Corona-infizierte Angehörige
Auch die Telefon-Trickbetrüger wollen von Corona profitieren. „Hier wird aktuell auf eine Abwandlung des Enkeltricks zurückgegriffen“, so der Sicherheitsexperte. Die Betrüger rufen bevorzugt bei älteren Personen an und geben sich als nahe Angehörige aus. „Der Einstieg erfolgt in der Regel mit der Frage: Rate mal, wer dran ist?“. Die Betrüger behaupten, Corona-infiziert zu sein. Sie lägen in einem Krankenhaus und bräuchten nun Geld für lebensnotwendige Medikamente bzw. Behandlungsmaßnahmen.
Masche 5: Die Corona-Bankenkrise
Auch hier nutzen die Betrüger das Telefon zur Kontaktaufnahme. „Zielgruppe sind ebenfalls vor allem ältere Personen“, so die Beobachtung von Bernd Elsenhans. Den Opfern soll in verschiedenen Varianten weisgemacht werden, ihr Geld sei auf der Bank nicht mehr sicher, weil die Konten aufgrund der Corona-Krise jetzt gesperrt werden müssten. Der Betrüger, der sich mitunter als Polizist ausgibt, bietet an, das Geld noch rasch in Sicherheit zu bringen.
Masche 6: Der Fake-Shop zum Corona-Schutz
Dies ist nach Einschätzung des Heidenheimer Sicherheitsteams die wohl gefährlichste Masche – „weil sie am schwersten zu durchschauen ist“, glaubt Elsenhans: „Die Betrüger werben im Internet für Hygieneartikel und andere Waren zum Schutz vor Corona. Angeboten werden vor allem Artikel, die durch Hamsterkäufe sonst nur noch schwer oder überhaupt nicht zu bekommen sind. Tatsächlich allerdings gibt es den Shop gar nicht.“ Die Artikel, die vor dem Kauf bezahlt werden müssen, kommen nie beim Kunden an. „Das Landeskriminalamt Niedersachsen warnt hier beispielsweise vor Werbemails der Pharmacyfirst bzw. dem Webshop pharmacyfirstgmbh.com“, informiert Elsenhans. „Aber Achtung: Die Namen und Webadressen der Fake-Shops wechseln schnell“, ergänzt der Insider, „und die Betrüger verwenden für ihre Fake-Shops gerne auch reale Firmennamen deutscher Unternehmen.“
Seine wichtigsten Tipps zum Schutz vor Fake-Shops? „Skepsis ist vor allem dann angebracht, wenn es nur die Wahl gibt zwischen Vorkasse, Sofortüberweisung oder Nachname“. Letzteres biete keine Sicherheit, da der Paketdienst das Paket erst nach der Bezahlung aushändige – und man erst dann prüfen könne, ob sich das bestellte Produkt auch tatsächlich im Paket befinde. „Fake-Shops bieten manchmal allerdings auch noch andere Bezahlarten an, die dann aufgrund angeblicher technischer Probleme aber nicht funktionieren“, ergänzt Elsenhans. Auch der Blick auf mögliche kritische Shopbewertungen sei hilfreich, um Fake-Shops zu enttarnen. „Aber schauen sie hier nicht auf die Bewertungen, die auf der Shop-Seite selbst angezeigt werden“, schließt Elsenhans: „Denn diese können natürlich alle fingiert sein“.
Bildunterschrift: Skrupellos: Kriminelle Banden nutzen die Corona-Krise für neue Betrugsmaschen.
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