Globalisierung: Krisen zeigen die Schattenseiten des Freihandels

Wie gehts es weiter? Kapitalismus und Ausblick 2020 – von Thomas Friese, Oldenburg, Projektentwickler Immobilien

Unsere Welt ist eine Geldmaschine. Immer mehr und immer schneller wächst die Geldmenge. Um Preisstabilität zu erhalten muss auch die Menge der Waren und Dienstleistungen dieser Geldmenge entsprechen. 2020 ist eine Zäsur durch die weltweite Pandemie. Wer schwungvoll auf einer Schussfahrt ist, macht sich wenig Gedanken. Wer allerdings in eine Pause gezwungen wird kommt auf neue Ideen oder Sorgen kommen auf: Wirtschaftswachstum, Geldmenge, Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit.

Industrialisierung und Warenproduktion – Wachstum der Geldmenge

Die neue Wirtschaftsordnung der Industrialisierung und des weltweiten Handels war noch ganz jung, da wurde bereits ihr Ende vorhergesagt. Der englische Denker Adam Smith bemerkte 1776 darüber lustig, dass ständig der ökonomische Untergang beschworen wurde: Die jährlichen Erzeugnisse in England, zum Beispiel, sind jetzt viel höher, als sie es vor etwas mehr als einem Jahrhundert zu Zeiten Karls II. waren. Doch obwohl, wie ich glaube, nur wenige Menschen dies bestreiten würden, sind in dieser Zeitspanne nur selten fünf Jahre vergangen, in denen nicht ein Buch oder Pamphlet erschienen wäre, … das vorgab nachzuweisen, dass der Wohlstand der Nation rapide schrumpfen, das Land entvölkert, die Landwirtschaft vernachlässigt, die Produktion verfallen und der Handel versiegen würde.“ Jetzt sind schon fast 250 Jahre vergangen und das System funktioniert und findet Anwendung. Das ist allerdings wie ein Flug mit einer Rakete innerhalb der Erdanziehung. Um höher zu gelangen muss Energie eingesetzt werden.

Rohstoffe verbrauchen um Wohlstand zu schaffen – endet so das Wachstum?

Kaum waren die Dampfmaschinen erfunden konzentrierte sich die Sorge auf eine Frage, die bis 2020 aktuell ist: Würden die Rohstoffe reichen, um den gefräßigen Kapitalismus auf Dauer zu füttern? Von dem Ruhrbaron Leopold Hoesch wird überliefert, ernsthaft habe man diskutiert, „ob überhaupt in der Welt genug Kohlen und Koks vorhanden seien, um das der Welt nötige Roheisen zu machen. Gleiches gilt für Öl, wobei volkswirtschaftlich nachgewiesen wurde, dass inflationsbereinigt Energie in den letzten 250 Jahren immer billiger wurde. Energieprobleme gibt es kaum, weil auch die noch vorhandene Kohle verflüssigt werden könnte. Dann reicht das daraus gewonnene Öl weitere 150 Jahre für den Energiehunger der Menschheit.“

Umweltprobleme als Folge des Energiehungers

Das aktuelle Wachstum entsteht durch die Produktion und den Transport von immer mehr Waren und Dienstleistungen unter Nutzung der Technik und preiswerten Energie. Berechnungen ergeben, dass es sich aber nicht um eine Kreislaufwirtschaft handelt, sondern um eine Wegwerfgesellschaft. Nur 10 Prozent der Stoffe werden dem Stoffkreislauf zurückgeführt. Der Mensch wird zwar reicher an Waren und Geld, zerstört aber seine eigenen Lebensgrundlagen, indem er die Umwelt verseucht. Der Klimawandel ist das sichtbarste Zeichen, dass die Natur sofort eine Verbrennungs-Pause benötigt und nicht warten kann, bis die Rohstoffe von selbst ausgehen. Jedes Jahr stößt die Menschheit zweimal so viele Treibhausgase aus, wie Wälder und Meere absorbieren können. Die Folgen sind für jeden Erdbewohner zu erkennen: Gletscher schmelzen, Wüsten dehnen sich aus, Überschwemmungen häufen sich, der Meeresspiegel steigt und die Ozeane versauern. Wenn die Erderwärmung nicht völlig außer Kontrolle geraten soll, müssen die Emissionen in den Industrieländern bis zum Jahr 2050 um etwa 80 Prozent sinken. Politische Reaktionen sind nicht ausgeblieben wie die Verträge von Rom oder das Programm der Europäischen Union mit dem Green Deal 2020.

Fazit: Europa geht voran – neue Wachstumsstrategie für das Ziel einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft.

Gemeinsam für eine umweltfreundliche Wirtschaft, das bedeutet Wandel und Umdenken im Handeln. Investitionen in umweltfreundliche Technologien, Innovationsunterstützung für die Industrie, Infrastrukturausbau durch umweltfreundlichere und kostengünstigere öffentliche und private Verkehrsmittel, Anreizschaffung für die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden, das sind Beispiele, die im Green Deal der EU angestrebt werden. Der Green Deal ist eine Jahrhundert Herausforderung, die nur gemeinsam angenommen und umgesetzt werden kann.

V.i.S.d.P.:

Thomas Friese
Projektentwickler & Immobilienexperte

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